Vor ca. 15.000 Jahren begannen Hund und Mensch eine engere Beziehung zueinander aufzubauen. Anhand zahlreicher Grabbeilagen aus vergangenen Zeiten kann man heute sagen, dass schon die damaligen Hunde ein Vielzahl an Funktionen für den Menschen hatten.
Hunde wurden über Jahrtausende zum Hüten der Viehherden, zum Bewachen von Vorräten und als Jagdhelfer genutzt. Ursprünglich war der Hund ein echtes Arbeitstier und hatte wohl nur zweitrangig soziale Funktionen zu erfüllen. Irgendwann in den vergangenen 150 Jahren wendete sich jedoch das Blatt. Heute ist die Funktion als Sozialpartner und Lebensbegleiter des Menschen absolut in den Vordergrund getreten, während immer weniger Hunde für die ursprünglichen Arbeitseinsätze genutzt werden.
Genau dieser Fakt schafft aber Probleme. Probleme mit dem Hund und Probleme für den Hund. In den verhaltensmedizinischen Praxen, die hierzulande immer häufiger anzutreffen sind, werden in der Mehrzahl Tiere vorgestellt, die Schäden oder Probleme verursachen.
Dabei kann es sich um aggressives Verhalten und deren Folgen, wie Zerstörung, pausenloses Bellen, Unsauberkeit, etc. handeln. Alle diese Tiere produzieren ein "Zuviel an Verhalten".
Sie sind zu aktiv in Bezug auf das, was ihre Besitzer ertragen können. Manche dieser Tiere leiden tatsächlich an psychischen Störungen wie Stereotypien, Ängste oder krankhaften Aggressionen, aber viele dieser Hunde leben einfach in einer Umwelt, die ihre Aktivitätsbedürfnisse nicht befriedigen kann. Das bedeutet schlicht und ergreifend, sie langweilen sich. Langeweile erzeugt Stress und Stress ist ein wesentlicher Auslöser für verschiedenste Symptome, z.B. Unsauberkeit, andauerndes Bellen, aber auch organische Krankheiten wie Magen-Darm-Störungen, Hauterkrankungen, Leckdermatiden.
Beobachtungen an wild lebenden Hunden haben gezeigt, dass diese Tiere durchschnittlich ca. 3-5 Stunden täglich mit dem Nahrungserweb, der Jagd oder dem Durchsuchen von Mülltonnen, etc. beschäftigt sind. Selbst wenn sie schneller an ihr Futter gekommen sind, werden sie weiterjagen, ihre Umgebung erkunden, wandern, an Knochen nagen oder ähnliches tun. Zur Befriedigung der fundamentalsten Bedürfnisse des Hundes gehört weiterhin die Suche nach Wasser sowie die Suche nach sicheren Orten gegen Hitze und Kälte.
Hat ein Hund diese elementaren Bedürfnisse befriedigt, beschäftigt er sich auch noch mit Spielen oder sozialen Aktivitäten. Das bedeutet, dass das gesamte Aktivitätsbedürfnis noch weitaus höher ist als nur die wesentlichen Überlebensstrategien und dieses Bedürfnis ist individuell, genetisch festgelegt.
Hunde, die mit uns gemeinsam in unseren Familien leben, haben im Grunde genau die gleichen Aktivitätsbedürfnisse, auch diese sind genetisch festgelegt.
In der Realität sieht es häufig aber leider so aus, dass die meisten Haushunde einfach unterfordert sind. Sie werden 1-2 mal täglich gefüttert, 1-3 mal geht Herrchen oder Frauchen eine Gassirunde, dann wird vielleicht ein wenig gespielt. Viele Hunde versuchen den Mangel an Aktivität anderweitig auszugleichen. Sie "tun" irgendetwas und dieses "Tun" ist im Allgemeinen für den Besitzer nicht immer angenehm. Zum Beispiel beginnt der Hund aus Langeweile einen Streit um den besten Sofaplatz oder er benagt Gegenstände, bellt den ganzen Tag, etc..
Wie kann nun der Aktivitätsmangel behoben werden?
Beginnen wir mit der Fütterung, wenn freilebende Hunde mit der Nahrungssuche täglich 3 und mehr Stunden verbringen, sollte man sich überlegen, warum unsere Haushunde so kurz gefüttert werden. Ideal wäre es doch, wenn sich Hunde ihr Futter entweder selbst suchen oder sie dafür arbeiten müssten.
Die Futtersuche ist mit mobilen, im Zoohandel erhältlichen Trockenfutterspendern relativ einfach zu initiieren. Futterbälle oder -würfel gibt es aus den verschiedensten Materialien. Sie sind innen hohl und besitzen eine oder mehrere Öffnungen. Der Hund muss, indem er den Ball mit den Pfoten oder der Nase bewegt, versuchen, an das Futter heranzukommen. Futterbälle aus Gummi können zum Teil sogar mit Nassfutter befüllt werden, sollten aber aus verständlichen Gründen nur im Freien angeboten werden.
Seinen Hund für das Futter arbeiten zu lassen ist hervorragend mit den verschiedensten Übungen zu kombinieren. Ein Hund muss nicht zwangsläufig aus der Schüssel gefüttert werden. Er kann sich seine Kroketten oder sein Fleisch auch durchaus für diverse Übungen wie Sitz, Platz, Komm, etc. verdienen. Es entspricht seinem Naturell, etwas tun zu wollen. Mit kleinen Aufgaben, die man während des Spazierganges und zu Hause immer wieder einstreut, festigt man nicht nur das Vertrauensverhältnis, sondern wirkt auch der Lustlosigkeit entgegen, die eben durch Langeweile entsteht. Ein Spaziergang sollte daher immer so spannend wie möglich gestaltet werden. Immer nur die gleiche Häuserreihe sehen und dabei einfach nur neben Herrchen oder Frauchen hermarschieren, ist irgendwann nur noch langweilig. Jeder Befehl ist hier geeignet, sei er nun sinnvoll, d.h. mit praktischem Nutzen für uns, oder sei es einfach nur ein Spaßbefehl. Da der Hund das nicht unterscheiden kann, ist es für ihn einerlei. Es zählt nur Ihr Lob und seine Freude am Arbeiten. Der Hund sollte in allen möglichen Situationen mit Aufgaben gefordert werden, die er bereits beherrscht und auch immer wieder neue Aufgaben lernen dürfen.
Er wird dann seinem Halter mit Liebe, Aufmerksamkeit und Ausgeglichenheit danken für ein dauerhaftes Interesse und einen abwechslungsreichen Alltag.
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