Deutschland gilt seit 2008 als tollwutfrei, weshalb die Tollwutimpfung seit 01.01.2021 nicht mehr als Core-Impfung (jedes Tier MUSS gegen diese Erkrankung geimpft sein) in der Leitlinie zur Impfung von Hunden und Katzen geführt wird. Die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) entschied, dass die epidemiologischen Erfordernisse nicht mehr gegeben sind, um den Status der Pflichtimpfung gegen Tollwut aufrecht zu erhalten.
Dennoch gilt zu beachten, dass die Tollwut in vielen Ländern der Welt nach wie vor eine große Gefahr darstellt, auch in Europa. Dabei sind nicht nur unsere Haustiere in Gefahr, sondern auch wir Menschen, denn der Verlauf einer Tollwutinfektion endet bei Menschen und Tieren fast immer tödlich. Da die ersten Symptome einer Tollwutinfektion nicht sofort, sondern frühestens nach zwei Wochen auftreten, kann sich der Mensch in diesem Zeitraum schon anstecken. Gerade bei Kindern, die sehr engen Kontakt zu ihrem neuen Haustier pflegen und es eng umsorgen, ist die Ansteckungsgefahr besonders hoch.
In der Vergangenheit (deutlich zunehmend in der Corona-Pandemie) wurden immer wieder Tiere unter Missachtung der tierseuchenrechtlichen Bestimmungen illegal nach Deutschland eingeführt (bes. illegaler Welpenhandel). Einige Tiere waren tollwutinfiziert, Mitte September letzten Jahres wurde beispielsweise ein Tollwut-Fall in Bremen bekannt. Durch die sehr große Breite an tollwutgeimpften Heimtieren in Deutschland konnte sich das Virus jedoch bis jetzt nicht weiter ausbreiten. Es ist also auch in Zukunft äußerst sinnvoll und von vielen Tierärzten empfohlen, sein Tier weiterhin vor Tollwut durch Impfung zu schützen.
Geimpfte Heimtiere werden nach einem Kontakt mit einem seuchenverdächtigen oder infizierten Tier dann lediglich unter behördliche Beobachtung gestellt. Ungeimpfte Tiere werden in Quarantäne genommen oder müssen euthanasiert werden.
Weiterhin sei daran erinnert, dass Tiere, die mit ins Ausland reisen, einen vollständigen Impfschutz gegen Tollwut nachweisen müssen, in manchen Ländern ist sogar eine Einreise nur mit einer Tollwut-Titer-Bestimmung im Blut erlaubt.
Wir sollten uns nicht in völliger Sicherheit wiegen, auch wenn eine Tollwutfreiheit in Deutschland erreicht wurde, die über viele Jahrzehnte erarbeitet wurde, nicht zuletzt durch die weitreichenden Impfungen gegen das Virus. Die Gefahr einer Tollwutinfektion von Mensch und Tier besteht, wenn auch derzeit nur in geringem Maße, kann aber durch ein Nachlassen der Herdenimmunität immer größer werden.