Reha für Hunde und Katzen? Na klar! Die Tiermedizin hat heutzutage in vielen Bereichen die Standards der Humanmedizin erreicht, so auch im Feld der Physiotherapie. Nach Unfällen, Operationen, Knochenbrüchen, Schlaganfällen, Arthrose oder Bandscheibenvorfällen profitieren unsere Vierbeiner vom breiten Therapiespektrum der Tierphysiotherapie. Nicht nur die Krankheitsbilder, sondern auch die Methoden der Physiotherapie ähneln den humanmedizinischen Techniken. Neben manuellen Anwendungen werden z.B. auch Elektro-, Laser-, Kälte- und Wärmetherapien genutzt, sowie auch Lymphdrainagen, Akupunktur und Krankengymnastik.
In unserer Praxis stellte sich vor geraumer Zeit Bordeauxdogge Butch nach einem Rückenmarksinfarkt vor. Butchs Hinterbeine waren vollständig gelähmt, der Kot- und Urinabsatz erfolgte unkontrolliert, die Prognose war eher schlecht. Die Besitzer gaben ihn jedoch nicht auf und kamen über einen längeren Zeitraum regelmäßig zur Physiotherapie. Nach intensiver manueller Therapie und Bewegungstraining stellten sich schon nach kurzer Zeit kleine Erfolge ein. Die Tierbesitzer bekamen ‘‘Hausaufgaben‘‘ mit gezielten Übungen für das häusliche Training, Butch arbeitete fleißig mit. Die Rehabilitationsmaßnahmen erwirkten einen großen Erfolg, Butch konnte nach erfolgreicher Therapie wieder alle vier Beine nutzen und flitzte zu Hause über den Hof, glücklich, sich wieder frei bewegen zu können.
Kater Max war nach einem operierten Kreuzbandriss zu Käfigruhe verdonnert. Die ersten Gehversuche nach der Operation waren eher wackelig, da ein Bein nun dick verbunden war.
Er durfte sich nicht normal bewegen, die Belastung des operierten Beins sollte so gering wie möglich sein. Natürlich verlor Max dabei viel Muskelmasse, die Körperhaltung veränderte sich. In den kommenden Wochen Reha wurden Muskelverspannungen durch die operationsbedingte Fehlhaltung des Körpers gelöst, durch passives und anschließend aktives Bewegungstraining hat er wieder vernünftig laufen gelernt. Er wurde von seinen Besitzern nach Anleitung auch zu Hause trainiert und natürlich für getane Arbeit verwöhnt. Er erkundet nun wieder seine Welt und fängt ein Mäuschen nach dem anderen.
Die in die Jahre gekommene Mischlingshündin Stella kam mit kleineren Weh-Wehchen an der ein oder anderen Stelle zu uns in die Praxis. Es stellte sich heraus, dass sie altersbedingt Arthrosen an diversen Gelenken quälen, ihre Wirbelsäule begann Spondylosen auszubilden. Dies hatte Bewegungsunlust zur Folge, somit auch Frustration. Sie hatte keine Lust mehr aufzustehen oder einen vernünftigen Spaziergang zu machen. Stella kommt nun regelmäßig zur Physiotherapie, verlorene Muskelmasse wurde wieder aufgebaut, Gelenke wieder mobilisiert, Blockaden gelöst. Durch die zurückgewonnene Freude an der Bewegung kann und möchte sie wieder mehr am Leben ihrer Menschen teilnehmen.
Die Lebensqualität wird durch physiotherapeutische Rehabilitationsmaßnahmen sichtlich verbessert, egal ob nach einem Unfall, einer Krankheit oder altersbedingte Veränderungen.
Das Berufsbild des Physiotherapeuten ist allerding anders als in der Humanmedizin nicht geschützt. Großes Problem ist die schwankende Qualität, die angeboten wird. Theoretisch darf sich jeder so nennen, egal, ob man einen Online-Wochenendkurs gemacht oder eine mehrjährige Berufsausbildung absolviert hat. Tierbesitzer sollten immer nach der Ausbildung und deren Dauer fragen, bevor sie sich auf einen Therapeuten einlassen.